Der Ablass

 

 

Einige Klarstellungen und Zugangswege zum Verständnis

Die innere Grundvoraussetzung zur Erlangung eines Ablasses ist die rechte Gesinnung. Die innere Umkehr, die neue Ausrichtung auf Gott, nimmt äußere Gestalt an in Werken der Umkehr.

Vorgeschrieben für den Empfang des Ablasses sind die sakramentale Beichte, die Teilnahme an der Eucharistie und ein Gebet nach Meinung des Heiligen Vaters als Zeugnis der Gemeinschaft mit der Kirche. Hinzukommen sollen Handlungen der Nächstenliebe, die jene echte Umkehr des Herzens zum Ausdruck bringen, zu der die Gemeinschaft mit Christus in den Sakramenten hinführt.

Vielen Menschen ist heute der Zugang zum Ablass durch Missbrauch in der Geschichte und durch Missverständnisse verschlossen. Am Ablassverkauf entzündete sich Luthers Kritik, die er 1517 in 97 Thesen entfaltete. Diese Thesen  damit letztlich der Ablass bzw. dessen Missbrauch  waren unter anderem Auslöser für Reformation und Kirchenspaltung gewesen.

 

 

Was ist ein Ablass?

Die kirchliche Definition lautet: "Ablass ist der Nachlass zeitlicher Strafe vor Gott für Sünden, deren Schuld schon getilgt ist."

Im Folgenden sollen einige Klarstellungen zum Verstehen des Ablasses gegeben und damit versucht werden, Zugangswege zu seinem Verständnis auch in heutiger Zeit zu eröffnen.

 

 

Ersetzt der Ablass das Bußsakrament?

Nein. Die sakramentale Form der Sündenvergebung ist die Beichte. Im Bußsakrament bietet die Kirche dem Sünder eine Möglichkeit, sich zu bekehren und die Gnade der Sündenvergebung zu erlangen. Beim Ablass geht es um die Aufhebung der. Folgen sündigen Handelns, um den Nachlass der "Sündenstrafen".

 

 

Was ist unter “Folge der Sünde" zu verstehen?

Jede Sünde  im Großen oder im Kleinen  ist eine Abkehr von der Liebe und vom Leben, das den Menschen von Gott eröffnet wurde. Sie bewirkt eine "innere Verkrümmung" des Menschen oder zerstört gar die Beziehung zu Gott und den Menschen. Die Folge der Sünde ist somit Verlust von Beziehung, von Gemeinschaft mit Gott und Menschen, sie wird schmerzhaft erfahren als eine "Strafe", die der Sünde auf dem Fuß folgt.

 

 

Warum soll nach dem Empfang des Bußsakramentes ein Ablass hilfreich und heilsam sein?

Die von Gott gewährte Sündenvergebung stellt die Gemeinschaft des Menschen mit Gott wieder her. Damit sind aber nicht zugleich die negativen Auswirkungen der Sünde aufgehoben; die zeitlichen Sündenfolgen sind noch nicht getilgt.

Da aus der inneren Verkrümmung eine destruktive Haltung folgt, muss der sakramentalen Vergebung eine Haltungs oder Lebensänderung folgen. Die negativen Folgen der Sünde sollen  soweit das dem Menschen möglich ist  ausgeräumt und beseitigt werden.

Im Gebet erbitten die Gläubigen Kraft und Hilfe zu einer veränderten Gesinnung und Lebenspraxis sowie zum rechten Handeln. In den Werken der Barmherzigkeit wird diese veränderte Gesinnung und Lebenspraxis konkret.

 

 

Ist der Ablass eine Form der Selbsterlösung?

Nein! Der Mensch, der mit Hilfe der Gnade Gottes umkehrt und sein Denken und Handeln ändert, steht nicht alleine da, er ist in die Weg und Gnadengemeinschaft der Kirche hineingenommen. “In Christus sind alle Christen eine große, solidarische Gemeinschaft. 'Wenn darum ein Glied leidet, leiden alle Glieder mit' (1 Kor 12, 26). In dieser gemeinschaftlichen Teilhabe an den Heilsgütern, die uns Jesus Christus und mit Hilfe der Gnade Christi die Heiligen verdient haben, besteht der sogenannte Kirchen oder Gnadenschatz. Der Ablass kommt dadurch zustande, dass die Kirche aufgrund der ihr von Jesus Christus erteilten Vollmacht zu binden und zu lösen für den einzelnen Christen eintritt und ihm vollmächtig den Schatz der Genugtuungen Christi und der Heiligen zum Nachlass der zeitlichen Sündenstrafen zuteilt" (Katholischer Erwachsenen Katechismus).

 

 

Kann der Ablass auch Verstorbenen zugedacht werden?

Die Kirche ist eine große Solidargemeinschaft, die nicht nur die Lebenden, sondern auch die Toten einschließt. So, wie die guten Werke der Verstorbenen, besonders der Heiligen, uns auch heutzutage zugute kommen, können wir Lebenden uns im fürbittenden Gebet mit den Toten solidarisch zeigen. Und so lehrt die Kirche, dass wir auch verstorbenen Gläubigen, die sich auf dem Läuterungsweg befinden, zu Hilfe kommen können, indem wir für sie Ablässe erlangen.

 

 

Ist der katholische Christ auf den Empfang des Ablasses verpflichtet?

Die Kirche verkündet die Heilstaten des dreifaltigen Gottes und bietet besonders in den Sakramenten den Gläubigen Heilsmittel. Mit dem Angebot des Ablasses ruft die Kirche die Gläubigen zu wirksamen Taten des Heiles auf als Antwort auf die persönlich als Geschenk erfahrene Gnade Gottes.

 

 

 

Impressum:
Herausgeber: Erzbistum Köln

Bezugsanschrift:
Büro Heiliges Jahr 2000                                 50606 Köln
Fax:0221/16421370

Verantwortlich: Prälat Dr. Heiner Koch

Imprimatur  Coloniae, die m. 03. Januarii 2000 Jr. Nr. 106250190+ Klaus Dick, vic. eplis.

 

 

Die Bemerkungen zum Jubiläumsablass des Jahres 2000 wurden von Pfarrer Christian Sieberer ausgefügt.

 

 

 

 

 

Zurück